"Die Wildgänse kommen" ist ein Actionstreifen von 1977, in dem bekannte Schauspieler wie Roger Moore, Hardy Krüger, Richard Burton und Richard Harris Söldner spielen, deren Auftrag es ist, im fernen Afrika einen gestürzten Staatspräsidenten zu befreien und außer Landes zu bringen. Lange Zeit war das Söldner(un)wesen ein Thema, das in erster Linie im Kino und in der Literatur stattfand, seltener in den Medien und fast überhaupt nicht in der politikwissenschaftlichen Forschung. Erst die Privatisierung staatlicher Dienstelistungen im Rahmen der neoliberalen Globalisierung machte das Agieren privater Militärdienstleister zum Gegenstand wissenschaftlich fundierter Arbeit.
1998 publizierte Ralf Bendrath eine Kurzfassung seiner politikwissenschaftlichen Studie über das Söldnertum unserer Tage in der Zeitschrift antimilitarismus-information. Er listete knapp 30 private Militärdienstleister auf.
2003 brachte der Berliner Verlag Assoziation A den Sammelband "Das Unternehmen Krieg - Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der Neuen Kriegsordnung" heraus, für den Dario Azzellini und Boris Kanzleiter verantwortlich zeichnen. Gemeinsam mit verschiedenen Autoren haben sie die unterschiedlichen Facetten des komplexen Sujets beleuchtet.
Thomas Seibert beschäftigt sich mit der neuen Kriegsordnung, die die barbarisierte Rückseite des Kapitalismus darstellt. Lateinamerika-Kenner Azzelini sieht Kolumbien als ein "Versuchslabor für privatisierte Kriegsführung" und demonstriert anhand der Aufstandsbekämpfung im mexikanischen Chiapas den "Paramilitarismus als soziale Ordnung". Kurt Rauchfuss zeigt anhand des Susurluk-Komplexes die Zusammenarbeit von Staat, Paramilitärs und Organisiertem Verbrechen in der Türkei. Matilde González untersucht Paramilitarismus, Gewalt und Geschlecht in Guatemala. Boris Kanzleiter führt "Jugoslawiens mulitethnische Kriegsgewinnler" vor, bevor er im Interview mit Matin Baraki die vertraglich festgeschriebene "Warlordisierung" in Afghanistan angeht. Henri Myttinen stellt die Privatisierung der Gewalt in Indonesien vor und Bernd Aust das "militärische Unternehmertum" im Kongo. Lisa Rimli betrachtet die private Sicherheitsindustrie in Angola. Zum Abschluß des 215 Seiten starken Buches untersucht Kanzleiter im Beitrag "Krieg & Frieden GmbH" die Privatarmeen und private Militärunternehmen als Akteure der Neuen Kriege. Dieter Drüssel stellt mit Dyn Corp einen globalen privaten Gewaltkonzern vor, der über "High Tech mit Bodentruppen" verfügt. Schließlich beendet Volker Eick den Gang durchs globale Stellungssystem der Söldnerfirmen mit dem Aufsatz "Policing for Profit - Krieg vor der Haustür".
Die Bedeutung der militärischen Privatfirmen wird immer dann deutlich, wenn die Nachrichtensendungen Bilder des Afghanen Karzai oder des Iraker Allawi zeigen, deren Leibwächter westliche Söldner sind. Die Gesamtproblematik ihres Einsatzes wurde sichtbar, als der irakische Widerstand einen italienischen "Sicherheitsdienstler" entführte und hinrichtete, als die Regierung Rom ihren Forderungen nicht nachkam. Ein weiteres Kapitel ist die Ahndung von Menschenrechtsverletzung, wie sie ein US-Söldner in Afghanistan begangen hat. Diese Fälle waren Gegenstand der Berichterstattung in den Mainstreammedien. Die beiden genannten Publikationen verfügen über weiterführende Literaturhinweise. Ralf Bendraths Arbeit über "Söldnerfirmen in Afrika" ist unter http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/publikat.html abrufbar.
GEHEIM-Redaktion
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