Al Norte
- Al Norte
- Autor: Dario Azzellini, Harry Häner und Boris Kanzleiter
- Length: 25Minuten
- Published in 1998
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„Cuidado Peligro“ - Vorsicht Gefahr, warnt in sarkastischer Weise ein Schild an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Tausende Mexikaner versuchen täglich diese Grenze zu überqueren, um der Armut zu entfliehen und in das „gelobte Land“ USA zu gelangen.
Es gibt nur wenige Grenzen auf der Welt, die den „entwickelten“ Norden und den „armen“ Süden unmittelbar trennen. Die längste davon verläuft zwischen Mexiko und den USA. Über eine Millionen Mexikaner wurden im letzten Jahr aus den USA zurück über die Grenze nach Süden abgeschoben. Sie sind illegale Grenzgänger. Menschen, die nach einer Lebensperspektive suchen, welche ihnen Mexiko längst nicht mehr bieten kann. Das Land südlich des Rio Grande befindet sich in der tiefsten sozialen und politischen Krise der letzten 60 Jahre. Hunderttausende MexikanerInnen, vor allen aus dem indigen und agrarisch geprägten Süden, sehen keine andere Möglichkeit, als in den Ballungsraum Mexiko-Stadt, den industrialisierten Norden des Landes oder in die USA auszuwandern.
Die Reaktion der US-Behörden auf die wachsende Migrationsbewegung ist die Militarisierung der Grenze, ihres Hinterlandes und eine zunehmend migrantenfeindliche Gesetzgebung. Die Folgen dieser Entwicklung sind einerseits wachsende rassistische Übergriffe gegen MigrantInnen in den USA und andererseits eine Verschärfung der ohnehin prekären Arbeitsverhältnisse für die MigrantInnen und eine wachsende physische Gefährdung beim immer risikoreicher werdenden illegalen Grenzübertritt.
In Tijuana, der größten Stadt auf der mexikanischen Seite der Grenze, ist eine Barriere entstanden, die überwindbar scheint. Unter der gleisenden Sonne ziehen sich mittlerweile drei Stahlmauern wie stählerne Schlangen durch den Wüstensand. In der Nacht werden sie von Flutlichtanlagen aus gespentisch anmutenden Wachtürmen angestrahlt. Die Grenzpolizei fährt Patroullie und hat Infrarot- und Nachtsichtanlagen installiert. Allein zwischen 1993 und 1996 sind 1.185 Migranten beim Grenzübertritt umgekommen, meist durch Ertrinken, Verdursten oder Erfrieren. Zu diesen dokumentierten Fällen kommt eine unbekannte Dunkelziffer hinzu.
Der Dokumentarfilm „al norte“ zeigt, wie die Grenzanlagen zwischen Mexiko und den USA aufgerüstet werden. Es kommen Menschen zu Wort, die den unsicheren Grenzübertritt in Tijuana wagen wollen oder bereits wieder abgeschoben wurden. In Südmexiko erklären Kleinbauern, warum sie ihre Dörfer verlassen müssen. Die dritte Station des Filmes ist Mexiko-Stadt, die Metropole der Armut, die den Migranten als Sprungbrett in den Norden dient.
Dario Azzellini, Harry Häner und Boris Kanzleiter stellten den 25minütigen Dokumentarfilm im Jahr 1998 gemeinsam fertig. Für den Schnitt zeichnet Filippo Lurati verantwortlich.
Dario Azzellini und Boris Kanzleiter veröffentlichten im April 1999 zu dem gleichen Thema als Autoren und Herausgeber das Buch „Nach Norden“ in der Reihe der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration bei Schwarze Risse.