Das Prinzip der Profitmaximiereng im Drogenhandel
Gesundheitliche Folgen und ökologische Schäden der Drogenbekämpfung
Das Prinzip der Profitmaximiereng baut im Drogenhandel – nicht anders als in der restlichen kapitalistischen Produktion – auf die Auslagerung sozialer und ökologischer Kosten. Um einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen, kommt es vor allem bei großflächigem Drogenanbau zum massiven Einsatz von Fungiziden, Herbiziden, Pestiziden und Kunstdüngern. Eine weitere Ursache massiver ökologischer Schäden liegt in der Weiterverarbeitung der Drogengrundstoffe, denn die Produktion der Kokapaste verseucht die Flüsse mit Benzin, Äther, Azeton und anderen Chemikalien. Allerdings ist zwischen den direkten Konsequenzen des Anbaus und der Raffinierung einerseits und den Folgen des Antidrogenkampfes andererseits zu unterscheiden. Denn die größten Umweltschäden werden offensichtlich durch die Maßnahmen zur Drogenbekämpfung, besonders durch Herbizid- und Pestizideinsätze gegen Drogenpflanzungen verursacht.
Kolumbien ist weltweit das einzige Land, in dem Drogenpflanzungen aus der Luft mit den Herbiziden Glyfosat, Tebuthiuron und Exazinon besprüht werden. Glyfosat wird zur Vernichtung von Koka, Marihuana und Schlafmohn eingesetzt, Tebuthiuron und Exazinon ausschließlich gegen Kokapflanzungen. Von der probeweisen Besprühung aus der Luft während der Turbay-Regierung (1978-82) ging Kolumbien unter Betancur (1982-86) zum massiven Angriff mit Paraquat, Glyfosat und Garlon-4 über. Angesichts der mageren Resultate wurden die Sprüheinsätze unter Präsident Barco 1989 jedoch eingestellt und erst 3 Jahre später unter Präsident Gaviria zur Bekämpfung von Schlafmohnfeldern wieder erlaubt. Auf Druck der USA wurden 1994 auch die Einsätze gegen Kokapflanzungen wieder aufgenommen.
Der Einsatz von Herbiziden, vor allem mit Exazinon, verursacht irreversible Gesundheitsschäden wie Krebs oder Störungen des Nervensystems und ist daher in den USA verboten. In einem Gebiet der Sierra Nevada, das vor Jahren intensiv aus der Luft besprüht wurde, sind unter den Kindern der örtlichen Siedler und Indígenas zahlreiche Missbildungen zu beobachten. Viele der Herbizide dringen in das gesamte Ökosystem ein und schädigen Kautschuk-, Kakao-, Fruchtbaum- und Nahrungsmittelpflanzungen. Wasserquellen, Seen und Sümpfe werden in Mitleidenschaft gezogen. Seit Ende der Amtsperiode von Samper Mitte ‘98 fordern die USA den Einsatz von Herbiziden wie Imazapyr, Tebuthiuron und Hexazinona, die alle schwerwiegende Vergiftungen des Grundwassers mit sich bringen. Inoffiziell wird mit den Chemikalien schon seit mindestens zwei Jahren gearbeitet. So fand das universitäre Laboratorium von Los Andes Imazapyr in vier Proben, die Ende Juli 1998 versprüht worden waren. Das nicht-selektive Breitbandherbizid stellt für die Menschen eine große Gefahr dar und zerstörte große Flächen von natürlicher Vegetation und Wasservorräte in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten und bewohnten Gebieten. Da der Einsatz der hochätzend wirkenden Chemikalie offiziell verboten ist, liegt hier eindeutig ein Verstoß gegen die Umwelt- und Gesundheitsnormen sowie die gesetzlichen Regelungen zu Herbizideinsätzen vor.
Das Besprühen von Drogenpflanzungen führt lediglich zur Verlagerung und Verschärfung der ökologischen Folgeschäden. Ein Teufelskreis entsteht: Die Bauern wandern in entlegenere Gebiete ab, um der Drogenbekämpfung zu entgehen. Die nicht mehr für den Mohnanbau genutzten Flächen dienen Grundbesitzern als Viehweiden, was wiederum die negativen Folgen der Entwaldung weiter steigert. Wenn es sich bei den Drogenpflanzungen um Felder von KleinbäuerInnen handelt, wird der Anbau von Nahrungspflanzen für den Eigenbedarf ebenfalls zerstört. Da den BäuerInnen keine ökonomische Alternative angeboten wird, ist die Folge entweder die Vertreibung der Bevölkerung und das Anwachsen der Elendsviertel in Dörfern und Städten oder die Verlegung des Anbaus in immer schwerer zugängliche Urwaldgebiete. Letztere bewirkt eine Fragmentierung der Anbauflächen, die wiederum zu einer schnelleren Vernichtung großer Urwaldflächen führt. Auf den zurückbleibenden herbizidverbrannten ehemaligen Agrarflächen wächst nichts mehr. Mittlerweile sind viele der Umweltschäden oberhalb von 3.000 Metern bereits nicht mehr rückgängig zu machen. Durch Besprühen wurden bereits 150.000 Hektar tropische Wälder zerstört. Die Bauern haben kaum eine andere Möglichkeit, als weiterzuziehen und erneut Drogen anzubauen, da sie oftmals bei den Händlern Schulden aufgenommen haben, um mit dem Anbau beginnen zu können. Mit den Besprühungen können die offiziellen Stellen jedoch der Öffentlichkeit »Erfolge« präsentieren, obwohl diese tatsächlich keinerlei Folgen für auf den Anbau haben. Aufgrund der starken Korruption, die auch die Antidrogenpolizei erfasst, werden ohnehin meist nur die kleinen Kokaparzellen der BäuerInnen bekämpft, die in der Nähe der Agrargrenze liegen, während die großen Felder der Händler in unzugänglichen Gebieten unberührt bleiben.