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Dario Azzellini
Partizipation, Arbeiterkontrolle und die Commune. Bewegungen und soziale Transformation am Beispiel Venezuela
Hamburg: VSA 2010; 404 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-89965-422-6
Politikwiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: Joachim Hirsch. – Mit dem Wahlsieg des früheren Oberstleutnants Hugo Chávez Frías 1998 begann in Venezuela ein weitreichender, auch als „bolivarische Revolution“ bezeichneter, gesellschaftspolitischer Transformationsprozess. Partizipationsmöglichkeiten wurden erweitert, der Aufbau von Rätestrukturen institutionell vorangetrieben sowie der „kollektive Selbstermächtigungsprozess von unten“ (357) gefördert. Azzellini, Politikwissenschaftler, Autor und Dokumentarfilmer, konzentriert sich vor allem auf die Umsetzung partizipativer Ansätze im Zeitraum von Februar 1999 (Amtsantritt Chávez) bis Frühjahr 2010. Den Schwerpunkt seiner Analyse bilden die sogenannten „Consejos Communales“ (Kommunalen Räte) als „Instanzen der Partizipation, Vernetzung und Integration der verschiedenen kommunitären Organisationen“ (273). Neben einer historisch-theoretischen Skizzierung unterschiedlicher Demokratisierungsbewegungen in Venezuela (1936-2010) – einschließlich einer Annährung an das Konzept der „partizipativen und protagonistischen Demokratie“ (125 ff.) – enthält Azzellinis Werk ein umfassendes Kapitel über konkrete Partizipationserfahrungen. Hierzu führte der Autor, der seit 2004 etwa die Hälfte des Jahres in Venezuela verbringt und auf einen reichhaltigen Fundus an Erfahrungen und Kenntnissen zurückgreifen kann, zahlreiche Interviews mit Fabrikarbeitern, Aktivisten der Consejos Communales und Makroakteuren. Dadurch gelingt es dem Autor, ein sehr detailliertes Bild des venezolanischen Transformationsprozesses zu zeichnen und sowohl Konflikte, wie beispielsweise die strukturellen Widersprüche zwischen konstituierender und konstituierter Macht bezüglich der Fragen der Autonomie und staatlichen Kontrolle, als auch politische bzw. ökonomische Erfolge „des Aufbaus von zwei Seiten“ (177) darzulegen. Vor allem die sozialen Missionen (misiones) der Chávez-Regierung, so Azzellini, führten seit 2003 zu einer fruchtbaren Mobilisierung der Basisbewegungen und zu weitreichenden Verbesserungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Ernährung.
Björn Allmendinger
M. A, Politikwissenschaftler/Historiker, wiss. Mitarbeiter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hannover.
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