Ein Bier für Eggert
Am Samstag demonstrierten in Zittau etwa 1 000 Personen unter dem Motto „Wut und Trauer über den Mord an Michael Gäbler“. Der 18jährige Michael wurde in der Nacht vom 19. zum 20. November von einem jugendlichen aus dem Zittauer Nazi-Umfeld mit mehreren Messerstichen ermordet.
Die Demonstranten forderten die „Aufklärung des Mordes und des politischen Hintergrundes der Tat“. Denn obwohl Augenzeugen berichteten, dass sich wenige Meter hinter dem Tatort, zu dem Michael wahrscheinlich gelockt wurde, drei stämmige Nazis versteckt hielten, vermutete die Polizei einen Einzeltäter und sieht keinen
politischen Hintergrund. In den ersten Verlautbarungen sprach sie gar von „einem Kampf Mann gegen Mann“. Erst als die Obduktion ergab, das Michael einen Stich in den Rücken und einen in den Bauch erhielt, sah die Polizei sich gezwungen, wegen Mord zu ermitteln.
Weiter forderten die Antifas und die wenigen anwesenden ZittauerInnen den „Stopp der Unterstützung der Nationalisten in der Südstraße durch Stadt und Land“. Dabei geht es um ein Haus, welches die faschistische Gruppe „Nationaler Jugendblock“ (NJB) mit öffentlichen Geldern zum regionalen Nazi-Zentrum ausgebaut hat. Auch der Mörder Michaels entstammte dem NJB-Haus.
Während der Demo kam es zu Provokationen der massiv anwesenden Einsatzkräfte. Von einem Polizeiwagen mit aufgebauter Aussichtsplattform aus wurde die Demonstration gefilmt. Der Bus mit Berliner Antifas wurde weit vor Zittau über mehrere Kilometer per Hubschrauber im Tiefflug verfolgt. Als sich Sachsens Innenminister Heinz Eggert von der Schlagkraft seiner Beamten überzeugen wollte, entging er nur knapp einer Bierflasche. Der Vorfall ging später als „Anschlag“ in die Agenturen ein. Die Demonstration verlief dennoch ohne Zwischenfälle.