Anarchist Academy: explizit linksadikal
Kein plumpes Phrasendreschen
Anarchist Academy versteht sich als explizit linksradikale HipHop-Crew. Über ihr Selbstverständnis und ihre Absichten sprach Dario Azzellini mit Rapper L.J. (22) und Rapper BABAK (19).
Warum Anarchist Academy ?
L.J.: Das hört sich irre gut an (alle lachen) "Anarchist" steht für das Aufrührerische in unserer Musik und "Academy" für das Denken.
Und welche Intention steckt dahinter?
L.J.: Unser Anliegen war HipHop mit radikalen deutschen Texten. Radikal im Sinne von an die Wurzel gehend, kein plumpes Phrasendreschen. Manche nennen uns die Slime des Rap, das hören wir nicht gerne, Slime hatten teilweise sehr plumpe Parolen.
Babak: Wir müssen allerdings zugeben, daß sich mit unseren Texten ergeben hat, daß wir viel mit Hardcore-Bands zusammenspielen. Aber es kommen dann auch viele HipHops auf die Konzerte. Das geht ganz gut zusammen.
Was wollt ihr bei Eurem Publikum bewirken?
L.J.: Wir hoffen, daß viele den Schritt machen vom "gut finden" unserer Texte zu einer Auseinandersetzung damit. Wenn das geschieht, kann ein Prozeß der Politisierung eintreten und das wollen wir.
Babak: Es geht uns darum, Konsequenzen klar zu machen. Wenn du z.B. sagst, du bist bereit, ein Asylbewerberheim zu schützen, dann mußt du auch bereit sein, Gewalt anzuwenden, sonst kannst du gleich heimgehen.
L.J.: Wir sagen nicht: "Geht auf die Straße und knallt Faschos ab". Wir wollen auf keinen Fall Aktionismus fördern, denn das ist, glaube ich, das weitverbreitetste negative Syndrom in der autonomen/linksradikalen Szene.
Wie sieht denn Eure politische Praxis aus?
L.J.: Wir arbeiten in und mit Antifa-Gruppen und z. T. in linken Zeitungen. Wir möchten vor allem ausländische Jugendliche politisieren.
Babak: Das Problem ist, daß wir nicht genügend organisiert sind. Es gibt zwar unter ausländischen Jugendlichen schon das Ding, "mal loszugehen und Skins zu klatschen", das kenne ich von mir früher auch, das reicht aber nicht.
L.J.: Es fehlt das Bewußtsein. Der erste Schritt ist das Bewußtsein, dann kommt die Organisierung, und schließlich - beides kombiniert – die politische Aktion.