SympathieMagazin „Argentinien-Chile-Uruguay verstehen“
Der Traum vom sozialen Aufstieg
Autor: Susanne Asal & Sandra Weiss (Redaktion)
Publisher: SympathieMagazin
Published in 2006
Kaum ein Kontinent wird derart mit Fußball in Verbindung gebracht wie Lateinamerika. Kein Wunder, die größten aller Fußballstars kommen von dort. So der Argentinier Diego Armando Maradona, der bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko das „Tor des Jahrhunderts“ schoss.
Heute sind der Argentinier Alfredo Di Stefano oder José Luis Chilavert aus Paraguay Helden. Viele nationale Ligen befinden sich allerdings in desolatem Zustand; einige Traditionsclubs sind bis zum Hals verschuldet. Junge Talente werden mit 15 oder 16 Jahren ins Ausland verfrachtet. Die Summen, die dabei fließen, landen in den Taschen ihrer „Berater“.
Für Millionen von Kindern stellt Fußball dennoch den Traum vom sozialen Aufstieg dar. Nicht wenige erfolgreiche Spieler stammen aus ärmlichen Verhältnissen, so etwa Inter-Mailand-Kapitän Javier Zanetti. Selbst in den ärmeren Vierteln von Buenos Aires aufgewachsen, gründete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Paola Zanetti die Stiftung „Für eine integrierte Kindheit Pupi“ (Pupi ist der Spitzname Zanettis in Argentinien). Sie führt Projekte für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen durch.
„Wir haben die Familien in die Projekte einbezogen“, erzählt Paola Zanetti. Ihnen werden Mikrokredite gewährt, damit sie sich ein eigenes Geschäft aufbauen können. Das Herzstück von „Für eine integrierte Kindheit Pupi“ ist eine Windelfabrik. Einmal im Jahr lädt Pupi zum prominent besetzten Fußballmatch in die „Bombonera“, das Stadion der legendären Boca Juniors in Buenos Aires. Die Erlöse wandern in die Stiftung.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachten die im Eisenbahnbau beschäftigten Engländer das Fußballspiel mit in den Cono Sur. Der uruguayische Club Peñarol entstand aus dem britischen Central Urugua Railways Cricket Club, und in Buenos Aires gründeten Engländer den Verein River Plate. Der erste nationale Fußballverband Lateinamerikas entstand 1893 in Argentinien, 1895 folgten Chile und 1900 Uruguay.
Bittere Anekdote: Nach dem Putsch Pinochets stand ein WM-Qualifikationsspiel gegen die damalige Sowjetunion an. Chile bestand darauf, im Nationalstadion zu spielen, kurz nachdem dort buchstäblich die letzten Leichen der politisch Verfolgten „abtransportiert“ worden waren. Die Sowjetunion weigerte sich, Chile spielte allein und schoss in einem Geisterspiel ein Tor – laut der Fifa alles regelgetreu.