Linke und Rechte gewinnen Italiens Wahlen
Der Bankrott der Mitte
Die Linke im weitesten Sinne, bestehend aus den KP-Nachfolgern der sozialdemokratischen PDS und der Kommunistischen Neugründung , den Linkskatholiken der "Rete" und den Grünen, gehört zu den Siegern der Bürgermeisterwahlen in sechs Großstädten Italiens. Gewonnen hat jedoch auch die extreme Rechte, im Norden die rechtspopulistische Lega, im Süden die faschistische MSI, die eher publikumswirksame als linientreue Kandidaten aufstellte. Die Christdemokraten der DC, ehemalige "Besitzer" Italiens, sind ebenso wie Craxis PSI nahezu in die Bedeutungslosigkeit verfallen
Der Aufschrei in der Presse ist groß, die Mitte sei verschwunden und die Extreme im Auftrieb. Das gute Abschneiden der MSI in Rom und Neapel ist sicher beunruhigend und zeigt, daß sich in Zeiten des starken sozialen Wandels viele nach einer starken Hand sehnen. Doch insgesamt ist das Ergebnis nicht verwunderlich. Warum hätte jemand die "Mitte" wählen sollen, wo noch 50.000 Ermittlungsverfahren gegen ihre Vertreter und Unternehmer wegen Korruption klar machten, was ohnehin alle ahnten: Politik, Mafia und Wirtschaft haben die Bevölkerung jahrelang bestohlen. Wer sollte einer "Mitte" vertrauen, deren Geheimdienste mit Faschisten und Mafia Bomben gelegt und gemordet haben.
Doch die Linke sollte nicht in verfrühten Jubel verfallen. Linke Politik läßt sich nur durch entsprechenden Druck auf der Straße durchsetzen. Denn die Strukturen des politischen Systems in Italien sind geblieben. Aus "Monopoly" wird durch einen simplen Spielerwechsel kein "Halma".