Gehen Abholzung und Bodenerosion so weiter, ist in 20 Jahren mit Wasserknappheit zu rechnen
Panama leidet unter Ausplünderung der Umwelt
Panama, vor nicht allzulanger Zeit noch wegen seines Wasserreichtums bekannt, könnte, so warnen Experten, spätestens in 20 Jahren von einer riesigen Dürre ereilt werden. Bereits 1992 wurden Strom- und Trinkwasserversorgung rationiert, nachdem man festgestellt hatte, daß der jährliche Niederschlag nur 1 530 Millimeter betrug -statt der durchschnittlich 1 739 Millimeter in den 80er Jahren.
Die Folgen der massiven Abholzung, besonders während der letzten 30 Jahre, sind mittlerweile deutlich zu spüren. Der Waldbestand Panamas wurde von über sechs Millionen Hektar in den 40er Jahren auf aktuell weniger als zwei Millionen Hektar reduziert. Pro Jahr werden mehr als 80 000 Hektar Wald abgeholzt, jedoch lediglich 2 000 Hektar wieder aufgeforstet. Unter anderem sorgen illegale Holzfäller und Bauern, die Brandrodung betreiben, dafür, dass der Waldbestand immer mehr abnimmt.
Der durch die Abholzung immer spärlicher gewordene Niederschlag und die zunehmende Bodenerosion führen zu einem Absinken des Wasserpegels in den Gewässern, die als Trinkwasserquellen dienen. So nimmt etwa das Fassungsvermögen des Alajuela-See, der der Versorgung von nahezu einer Million Menschen in Panama-Stadt dient und aus dem die Kanalzone gespeist wird, laut wissenschaftlichen Expertisen durch Sedimentablagerungen jährlich um vier Prozent ab.
Doch von einer Lösung der Umweltkrise ist das Land noch weit entfernt. Dem Schutz der Wälder, die Aufgabe von Monokulturen, das Verbot von chemischen Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln, Umweltschutzmaßnahmen an Industriebetrieben usw. stehen die massiven ökonomischen Interessen der nationalen Bourgeoisie und multinationaler Unternehmen entgegen. Panama leidet wie auch andere lateinamerikanische Länder geradezu unter Plünderungen seiner Umwelt. Illegale Tierhändler fangen exotische Tiere, besonders unter Artenschutz stehende Vögel, und schaffen diese nach Europa und in die USA. Internationale Wissenschaftler geben sich als Touristen aus und bringen ohne Genehmigung kofferweise seltene Heilpflanzen außer Landes.
Zum Teil gelingt es ihnen auch, das Vertrauen der Indigenas zu erschleichen, traditionelle Rezepturen aus Heilpflanzen zu erfahren und diese teuer an Labors in Europa oder den USA zu verkaufen. Als Konsequenz verabschiedete das panamaische Parlament ein Gesetz, wonach "internationale Firmen und Einzelpersonen, die genetische Forschungen betreiben wollen, künftig von panamaischen Experten begleitet werden" müssen. Wer die Flora und Fauna ohne Genehmigung des "Nationalen Instituts für erneuerbare natürliche Ressourcen" (INRENARE) bestiehlt, kann in Zukunft mit empfindlichen Strafen rechnen.
Derartige Gesetze gibt es auch in anderen lateinamerikanischen Ländern, doch hapert es meist an der Umsetzung. Wer soll im Wald kontrollieren, ob Heilpflanzen gesammelt werden? Welcher Polizist wird einen Touristen anhalten, um nach illegal Gesammelten zu suchen? Weitere Umweltprobleme des mittelamerikanischen Staates resultieren aus der Präsenz der USA-Truppen in der Kanalzone und deren baldigen Abzug. Die sechs Militärbasen, die die US-Streitkräfte auf panamaischem Boden unterhalten, sind mit Blindgängern, Lösungsmitteln, Munitionsresten und Giftmüll verseucht. Eine kürzlich auf einem Stützpunkt in den USA vorgenommene Giftmüllentsorgung kostete 100 Millionen US-Dollar. José Chen, Leiter der "Behörde für die interozeanische Region" (ARI), bezeichnete den finanziellen Aufwand als untragbar für die Behörden Panamas und forderte Verhandlungen zwischen beiden Regierungen, um die Übernahme verseuchter Armeestützpunkte auszuschließen. Der US-Kongreß lehnte jedoch eine Verantwortung der USA für die kontaminierten Böden ab und beruft sich auf das 1977 unterschriebene "Torrijos-Carter-Abkommen", in dem die US-Regierung von der Reinigung der Militärbasen entbunden wurde.