Jose Ayala Lasso
Premiere
Der ekuadorianische Diplomat José Ayala Lasso wird als Erster das Ende letzten Jahres neugeschaffene Amt des Hochkommissars für Menschenrechte bei den Vereinten Nationen besetzen. Die Einrichtung dieses Arbeitsgebietes war nicht unumstritten gewesen, da vornehmlich ärmere Länder befürchteten, es werde eine neue Instanz geschaffen, um den Staaten der Dritten Welt im Stile einer Weltpolizei Vorhaltungen zu machen.
Der 62jährige Ayala ist zur Zeit noch Botschafter Ekuadors bei der UNO, doch soll er die Arbeit als Hochkommissar für Menschenrechte so bald wie möglich aufnehmen. Seine vordringlichsten Aufgaben dann: weltweit schnelle Hilfe für Opfer von Krieg und Hunger sowie die Schlichtung bestehender Konflikte bzw. die Verhinderung ihrer Eskalation. Die Ernennung eines solchen Hochkommissars lag dem UNO-Generalsekretär Boutros Ghali schon viele Jahre am Herzen. Doch gab es lange Zeit scheinbar unüberwindbare Widerstände. Auch Ayala selbst hatte sich wiederholt für die Schaffung des Amtes eingesetzt. Zuletzt leitete er im UN-Hauptquartier in New York jene Arbeitsgruppe, die den Kompromiß für die Einrichtung der neuen Funktion ausgearbeitet hat.
Die diplomatische Laufbahn des studierten Juristen und Politikwissenschaftlers ist beachtlich. Bereits im Alter von 45 Jahren wurde er zum jüngsten Außenminister Ekuadors ernannt. Danach war er Botschafter in Peru, Belgien, Luxemburg, bei der EG und in Rom. Er übernahm als Vertreter Ekuadors den turnusmäßigen Vorsitz im Weltsicherheitsrat. In 20 Jahren wurde Ayala mit 28 offiziellen internationalen Missionen betraut und dafür weltweit 19 mal mit Orden ausgezeichnet. Ihm wird die Fähigkeit nachgesagt, besonders schwierige Aufgaben zu lösen. Nun hat der Diplomat verkündet, er werde zuerst mit Regierungen und Bevölkerungsgruppen in Krisenregionen Verbindung aufnehmen. Im eigenen Land scheint er es allerdings mit den Menschenrechten nicht so genau zu nehmen, denn Ekuador wurde wiederholt wegen seines Umgangs mit der indianischen Bevölkerungsmehrheit kritisiert.