Italienische Promis setzten sich für Landsfrau ein
US-Gefängnisse im Visier
Italienische Intellektuelle fordern die Überführung der seit 13 Jahren in den USA inhaftierten Italienerin Silvia Baraldini nach Italien. Sie wurde 1982 wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur Flucht für die schwarze Revolutionärin Assata Shakur zu 43 Jahren Haft verurteilt. Das harte Urteil wurde gesprochen, obwohl ihr weder Waffenbesitz noch Angriffe auf Personen vorgeworfen wurden.
In der vergangenen Woche haben 67 italienische Intellektuelle und Kulturschaffende einen Appell an die italienische Regierung gerichtet, sich für die Überführung Silvia Baraldinis in eine italienische Haftanstalt einzusetzen. Der Aufruf findet die Unterstützung vieler Prominenter Persönlichkeiten – von Umberto Eco, Rossana Rossanda, Dario Fo bis hin zum Komiker Roberto Benigni und dem Philosophen Norberto Bobbio.
Sie fordern den Präsidenten der Republik auf, die verantwortlichen Stellen in Italien zu veranlassen, erneut beim US-amerikanischen Justizministerium ein Überführungsgesuch mit Dringlichkeit einzureichen. Sollte dies, wie unter Ronald Reagan, erneut abgelehnt werden, fordern die Unterzeichner des Appells, gemäß Artikel 23 der Strasbourger Konvention, eine „freundschaftliche Lösung“ der Angelegenheit.
Silvia Baraldini leidet an Gebärmutterkrebs. Sie war zuerst in dem Hochsicherheitsgefängnis Lexington im US-Bundesstaat Kentucky inhaftiert. Die Haftanstalt, ausgerüstet mit Zellen, die die totale sensorische Deprivation – also die völlige Isolation von allen Umwelteinflüssen – ermöglichen, war weltweit als hochmodernes Folterzentrum bekannt. Viele der in dem Gefängnis angewandten Methoden werden gemäß der Genfer Konvention als Folter bezeichnet.
Nachdem Lexington nach internationalen Protesten geschlossen werden mußte, wurde Baraldini nach Danbury in Connecticut verlegt. Aus ihrer dortigen Zelle hat sich Silvia Baraldini in der letzten Woche zweimal zu Wort gemeldet und sich für die Aktivitäten zu ihren Gunsten bedankt. Sie wies jedoch darauf hin, daß der Fall von Mumia Abu-Jamal, dessen Exekution durch eine tödliche Giftspritze auf den 17. August festgesetzt wurde, ihrem Schicksal gegenüber Priorität habe.