Mit Zahlenspielen sind mehr US-Amerikaner im Land, als eigentlich geplant
US-Militärpräsenz in Kolumbien wird erhöht
Am 9. Oktober genehmigte der US-Kongress weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit eine Verdopplung des in Kolumbien tätigen US-Millitärpersonals von 400 auf 800 und die des für private Militärunternehmen (PMC) tätigen US-Personals von 400 auf 600. Zusätzlich wurden auch US-Militäroperationen im Zusammenhang mit der Suche nach entführten US-Bürgern genehmigt.
Bisher waren militärische Operationen der angeblich zur Ausbildung kolumbianischer Militärs nach Kolumbien entsandten US-Soldaten nur im Falle der Selbstverteidigung erlaubt. Selbst bei der Suche nach US-Bürgern durften die US-Soldaten zwar die kolumbianischen Militärs begleiten, jedoch nicht in Kampfhandlungen verwickelt werden.
Vornehmlich geht es dabei um drei Angestellte der PMC California Microwave Inc., angeheuert vom "Office of Regional Administration" in der US-Botschaft in Bogotá, einer CIA-Deckadresse für Undercover-Operationen. Sie befinden sich seit dem 13. Februar 2003 in den Händen der FARC-Guerilla, als diese das einmotorige Kleinflugzeug des Modells Cessna 208 beschoss und zur Landung zwang, mit dem Überwachungsflüge zur Unterstützung der Antiguerillakriegsführung der kolumbianischen Armee durchgeführt wurden.
California Microwave Inc. ist ein Subunternehmen von Northrop Grumman Inc. (Sicherheits- und Überwachungstechnologie), das mit einer unbekannten Anzahl von US-Mitarbeitern fünf Radarstationen zur Luftraumüberwachung in Ost- und Südkolumbien betreibt und wartet. PMC-Angestellte sind als Ausbilder, Überwachungsexperten, Flugzeugmechaniker, Piloten und Spezialteams für Polizei und Militär Kolumbiens tätig. Es sind ehemalige Angehörige von US-Eliteeinheiten und Ex-Militärs aus anderen Ländern, Veteranen aus Einsätzen in Vietnam, dem Persischen Golf und El Salvador. Teilweise verbringen auch aktive Mitglieder der verschiedenen US-Militäreinheiten ihren Urlaub als gut bezahlte Militär-Dienstleister.
Einige Analysten schätzen die Gesamtzahl der in Kolumbien allein für US-Firmen tätigen PMC-Angehörigen auf 1.000 bis 2.000. Die vom Kongress festgelegte Höchstgrenze gilt nur für US-Bürger, so können die Firmen dieses Limit leicht umgehen, indem Militärpersonal aus anderen Ländern eingestellt wird. Doch auch die Höchstgrenze für US-Militärpersonal wird aller Wahrscheinlichkeit nach überschritten. So zählten Gewerkschafter der USO in der Erdölregion Arauca, wo angeblich etwa 60 US-Soldaten eine kolumbianische Spezialeinheit ausbilden sollen, an die 400 US-Militärs.
Die Entscheidung des US-Kongresses, das Limit zu erhöhen, ist ein klarer Erfolg für US-Präsident Bush und den kolumbianischen Präsidenten Uribe, die in den vergangenen Monaten alles daran gesetzt hatten das US-Engagement in Kolumbien zu intensivieren. Dabei erklärte selbst der scheidende General James Hill, Kommandeur des Kommando Süd der US-Armee, das Lateinamerika und die Karibik umfasst, erst am 12. Oktober in einem Interview mit der ecuadorianischen Tageszeitung "El Comercio", es werde "niemals eine militärische Lösung für das interne kolumbianische Problem geben". Hill gibt im November das Kommando über die Einheiten ab an General Bantz Craddock.
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