Geheimdienst leugnet Verstrickung in zwei Morde in Guatemala
Oberst Alpirez diente der CIA
Ein guatemaltekischer Oberst, der die Exekution eines Guerilla-Comandante und eines USA-Bürgers anordnete, war - wie sich jetzt herausstellte - Mitarbeiter der CIA. Der Geheimdienst war über die Morde informiert und versuchte jahrelang, die Angelegenheit zu vertuschen.
Efraim Bamaca Velasquez, Comandante der linken Guerilla „Revoltionäre Nationale Vereinigung Guatemalas“ (URNG), wurde 1992 nach einem Gefecht von guatemaltekischen Militärs verschleppt und galt seitdem als vermißt. Der USA-Bürger Michael Devine, Hotelbetreiber im guatemaltekischen Urwald, wurde 1990 entführt und getötet. Eigentlich nichts besonders in dem mittelamerikanischen Land: zwei der über hunderttausend Menschen, die seit 1980 dem blutigen Krieg der Militärs gegen die Bevölkerung zum Opfer gefallen sind.
Doch der Oberst der guatemaltekischen Armee, Julio Alpirez, der die Ermordung der beiden ersonen anordnete, stand auf den Gehaltslisten der CIA. Laut "Washington Post" kassierte Alpirez an der School of the Americas (Panama), einer Eliteschule der US-Armee, ausgebildet für seine Dienste 44 000 Dollar. CIA und eventuell auch das USA-Außenministerium waren über den Mordbefehl informiert.
Die Frau des Guerilla-Comandante, die USA-Bürgerin Jennifer Harbury, forderte in den letzten Jahren immer wieder Informationen über ihren Mann. Die an der Harvard-Universität ausgebildete Anwältin organisierte u. a. Hungerstreiks vor der USA-Botschaft in Guatemala und vor dem Weißen Haus in Washington. Letzte Woche schließlich informierte ein Mitglied des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses Jennifer Harbury über den Tod ihres Mannes und den CIA-Hintergrund der Tat. Die CIA bestritt sogleich die Verwicklung der Behörde in die Morde, dementierte jedoch nicht die Agententätigkeit des Obristen Alpirez.
Präsident Bill Clinton ordnete mittlerweile eine Untersuchung des Vorfalls an. Die CIA hat ihren Guatemala-Residenten bereits vor einigen Wochen zurückbeordert. Wie die "New York Times" berichtete, soll er die Information über den Obristen nicht an die USA-Botschafterin in Guatemala weitergegeben haben. Diese Abberufung könnte ein Bauernopfer sein, um Mitwisser in höheren Positionen der Regierung zu schützen und die wahren Ausmaße der CIA-Aktivitäten in Guatemala weiterhin im dunkeln zu halten.
Die Menschenrechtssituation in dem mittelamerikanischen Land hat sich während der letzten Monate eher noch verschlechtert. Erst letzte Woche übten UN-Beobachter scharfe Kritik an der Regierung Guatemalas. Grobe Verstöße gegen die Menschenrechte seien immer noch Alltag. Doch Polizei und Justiz verfolgten fast nie die Täter, heißt es in einem Bericht der UN-Mission zur Überwachung des Menschenrechtsabkommens zwischen Regierung und Guerilla.
Nur einmal wurde bisher ein Militärangehöriger wegen Menschenrechtsverletzungen vor Gericht gestellt. Hauptmann Hugo Contreras wurde 1993 zu 20 Jahren Haft verurteilt, konnte jedoch unter nicht geklärten Umständen direkt nach seiner Verurteilung aus der Haft entfliehen.