Donatella Di Rosa "besorgte" Italien neuen Skandal/Stand Sturm des TV-Senders RAI auf Tagesordnung?
Putsch oder nur ein Gerücht?
In den letzten zwei Wochen wurde Italien durch die Aussagen von Donatella Di Rosa schwer. erschüttert, die von geheimen Putschplänen und Waffenschiebereien in den höchsten Zirkeln der Armee in Zusammenarbeit mit faschistischen Terroristen zu erzählen wußte. Das kostete einige hohe Militärs ihren Job. Um so größer der Jube1, als vor wenigen Tagen Di Rosa samt Ehemann verhaftet wurde. Die Verdächtigten fühlten sich gerettet, Di Rosa schien der Lüge überführt: Doch der Jubel war verfrüht. Die »Mata Hari von Udine«, wie Frau Di Rosa in den Medien tituliert wurde, war nur wegen einer wahrscheinlich falschen nebensächlichen Aussage verhaftet Worden, und dies auch nur, weil sie und ihr Gatte eine Reise nach Hamburg geplant hatten, die als Flucht gedeutet wurde.
Der Verdacht eines Putsches ist somit nicht ausgeräumt. Im Gegenteil — Bruno Pampalon, Italien-Vertreter der internationalen Söldnerorganisation »Soldiers of venture«, sagte jetzt vor der Staatsanwaltschaft in Rom aus, er sei von einem für seine Kontakte mit rechtsradikalen Organisationen bekannten Piloten der italienischen Luftwaffe angesprochen worden, ob er »100 Mann stellen könne, die in der Lage seien, eine Sendeanstalt des italienischen Fernsehens RAI zu stürmen und zu bedienen, um die Ministerien wurden sich andere kümmern«.
Der Zusammenhang der Aussagen des Söldners mit denen der Di Rosa werde geprüft. Luciano Violante, Vorsitzender der Antimafiakommission, meint »Entweder Frau Di Rosa hat substantiell recht. Dann stehen wir vor einer überaus gefährlichen politischen Situation. Oder sie lügt dann hat ihr jemand umfassendes Wissen über Gewohnheiten und Zusammenkünfte ranghoher Offiziere geliefert«, Die Frage, die sich dann stellt: Wer könnte Interesse an einer weiteren Destabilisierung Italiens haben.
Schließlich begann vor rund zehn Tagen eine Verhaftungswelle unter Geheimdienstmitarbeitern. Sie hatten, um eine Wiederkehr des Terrorismus zu beweisen, Bomben selbst gelegt. Schließlich sagte der letzte Woche wegen Veruntreuungen in Höhe von 80 Mio. DM verhaftete Ex-Verwaltungschef des zivilen Geheimdienstes SISDE, Maurizio Broccoletti, am Wochenende aus, »alle in den Geheimdiensten und alle Innenninister von 1982 bis 1992 haben von den Schiebereien und dem Gebrauch der Gelder für illega1e Zwecke gewußt«. Riccardo Malpica, 1982 bis 1992 Direktor des SISDE, wurde als erster verhaftet. Unter Verdacht stand auch der aktuelle Staatspräsident Scalfaro, von 1983 bis 1987 Chef des Innenressorts und damit verantwortlich für die Geheimdienste. Scalfaro wies alle Beschuldigungen von sich und kündigte eine Pressekonferenz an, auf der alle Zweifel ausgeräumt werden sollten.
Doch selbst wenn er unschuldig sein sollte und sich die Putschplane als bloße Gerüchte herausstellen, bleiben in Italien noch genügend Skandale übrig. Seit Monaten sind hunderte führende Kräfte aus Industrie und Politik wegen Bestechungsgeldern in Milliardenhöhe verhaftet worden, alle etablierten Parteien sind davon betroffen. Und fast täglich kommen neue hinzu.