William J. Perry
Notlösung?
Das Kandidatenkarussell für den Posten des Pentagonchefs hat sich gedreht. Nach nicht mal einem Jahr als USA-Verteidigungsminister war Les Aspin am 15. Dezember zurückgetreten. Der daraufhin auserkorene pensionierte Admiral Inman sagte zunächst zu, dann wieder ab. Der neue Wunschminister Clintons heißt William J. Perry und war bisher stellvertretender Chef im Pentagon. Es sieht schon stark nach Verlegenheitslösung aus, wenn man nun mit der zweiten Garde aufwartet.
Trotz aller gegenteiligen Gerüchte hat der 66jährige bereits seine Bereitschaft erklärt, den Job zu übernehmen. Die Bestätigung durch den USA-Senat wird wohl kein Problem werden, schließlich durchlief Perry das gleiche Verfahren bereits vor einem Jahr, um in seine aktuelle Position zu gelangen.
Dabei machte er sich nicht gerade beliebt, als er unter Jimmy Carter, als Abteilungsleiter für Forschungsfragen im Verteidigungsministerium, die Entwicklung lasergesteuerter Bomben und des berüchtigten "Tarnkappenbombers" gegen den Widerstand aus dem Parlament durchsetzte. Doch die Waffengattungen, für die sich Perry stark gemacht hatte, bewiesen im Golfkrieg ihre mörderischen Fähigkeiten. So wurde ihm im Namen der US-amerikanischen Zivilisation sein "undemokratisches" Vorgehen verziehen und vergessen.
Eigentlich ist Perry Ingenieur, doch Erfahrungen sammelte er als Unternehmer, Beamter, Wissenschaftler und High-Tech-Visionär. Seine Karriere begann der Technokrat 1946 mit einem zweijährigen Dienst in der Armee. 1964 gründete er bereits eine eigene Firma für Militärelektronik. Nach seiner Arbeit für das Pentagon unter Carter war er Manager einer Investmentbank und eines Consulting-Unternehmens für Technologiefragen.
Clinton bezeichnete Perry als "den Mann mit der richtigen Ausbildung, Erfahrung und Einstellung" für den Job. Und als jemanden, "auf den man sich verlassen kann". Sollte dies insbesonders bei einem Pentagonchef nicht außer Frage stehen?