Michael Rose
Der Falke
Der britische Generalleutnant Michael Rose übernimmt in Kürze, so ein Sprecher der Vereinten Nationen in New York, das Oberkommando über die 12.000 UNO-Blauhelme in Bosnien. Das kommt nicht von ungefähr: Großbritannien stellt mit 2.500 Soldaten das zweitgrößte Kontingent der in Ex-Jugoslawien operierenden Schutztruppe UNPROFOR. General Rose tritt die Nachfolge des Belgiers Francis Briquemont an, der vor zwei Wochen "aus persönlichen Gründen" um seine vorzeitige Ablösung gebeten hatte. Briquemont hatte die UNO-Strategie in Bosnien mehrmals scharf kritisiert und wie seine Vorgänger aus Frankreich und Kanada vorzeitig aufgegeben.
Der 53jährige Kommandeur der Landstreitkräfte Großbritanniens hat eine recht kriegerische Karriere hinter sich. Von 1979 bis 1982 befehligte er das 22. Regiment der berühmt-berüchtigten Eliteeinheit SAS (Special Air Service), der wiederholt extralegale Exekutionen vorgeworfen wurden. In dieser Zeit nahm er auch an dem argentinisch-britischen Krieg um die Falklandinseln/Malwinen teil. Nach diesem "Abenteuer" übernahm Rose das Kommando über die in Nordirland stationierte 39. Brigade des SAS. Dort erwarb sich die Sondereinheit den Ruf einer "Shoot-to-kill" (gezielter Todesschuß)-Brigade. Als spektakulärster Fall gilt die Erschießung drei unbewaffneter mutmaßlicher IRA-Mitglieder 1988 in Gibraltar. Die drei wurden aus kurzer Entfernung und ohne Vorwarnung von hinten erschossen, obwohl sie sich bereits ergeben hatten.
Von der britischen Regentin Queen Elizabeth wurde dem General mit dem zweifelhaften Ruf für seine "herausragenden Taten" der Titel "Sir" verliehen. Darüberhinaus erhielt Rose mehrere hohe Orden und Auszeichnungen. Sollte er nun als neuer Oberkommandierender der UNO-Truppen in Bosnien die "Friedensmission" so auslegen wie er jahrelang die "Schlichterposition" der britischen Armee in Nordirland interpretierte, läßt dies nicht viel Gutes erwarten.