Journalistische Artikel
Lateinamerika-Archiv
Das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile und Lateinamerika (FDCL) wurde 1974 auf der Höhe der Welle der Chile-Solidarität gegründet. Das Interesse an Lateinamerika hatte in den letzten zwanzig Jahren seine Höhen und Tiefen gehabt, doch das FDCL blieb für Interessierte immer Anlaufstelle Nr. 1 in Westberlin.
Vor Ort: 70 Prozent der Bewohner von Chiapas leben unterhalb des Existenzminimums
Von den Kaziken in den Dschungel gedrängt
Die Landschaft von Chiapas ist wunderschön, verwehrt nicht gerade ein Bohrturm der staatlichen Erdölgesellschaft Pemex den Ausblick. Geprägt wird die Region vom Lacandonen-Urwald, dem größten Dschungelgebiet Mexikos, und den vielen Kaffeeplantagen an den Hängen der bergigen Landschaft.
Deutsche UNICEF gegen Erleichterung bei Waffenexporten:
Zivile Produktion statt Rüstung
Mit Hinweis auf die Sicherung des "Wirtschaftsstandortes Deutschland" fordern derzeit deutsche Politiker zunehmend eine Lockerung der Waffenexportbestimmungen. Die deutsche Sektion des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) wendet sich dagegen.
Mit deren Pressesprecher NORBERT OSTERMEIER sprach DARIO AZZELLINI.
Welche Gründe führen sie an gegen eine Lockerung der Waffenexporte?
Michael Rose
Der Falke
Der britische Generalleutnant Michael Rose übernimmt in Kürze, so ein Sprecher der Vereinten Nationen in New York, das Oberkommando über die 12.000 UNO-Blauhelme in Bosnien. Das kommt nicht von ungefähr: Großbritannien stellt mit 2.500 Soldaten das zweitgrößte Kontingent der in Ex-Jugoslawien operierenden Schutztruppe UNPROFOR. General Rose tritt die Nachfolge des Belgiers Francis Briquemont an, der vor zwei Wochen "aus persönlichen Gründen" um seine vorzeitige Ablösung gebeten hatte.
Guatemala: Verhandlungen und Völkermord
Nullrunde?
In Mexiko-Stadt sollen erneut Gespräche zwischen der guatemaltekischen Regierung und der Guerila-Koordination Revolutionäre Nationale Einheit Guatemalas (URNG) eingeläutet werden. Die letzten Verhandlungen waren im Mai 1993 abgebrochen worden, nachdem die Regierung angekündigt hatte, nicht über Menschenrechtsfragen zu verhandeln.
Mexiko: Zapatisten bereiteten sich acht Jahre auf den Kampf vor
Eine neue Guerilla wurde geboren
Der bewaffnete Konflikt im mexikanischen Bundesstaat Chiapas hat alle überrascht. Wie aus dem Nichts scheint das Zapatistische Heer zur Nationalen Befreiung (EZLN) aufgetaucht zu sein. In den Medien ist von einem "Indianer-Aufstand" zur Verbesserung der "sozialen Situation" die Rede. Damit aber wird man der tatsächlichen Tragweite des Konflikts keineswegs gerecht.
In der HipHop-Szene wächst die Gewaltbereitschaft
Rap und die Macht der Fäuste
Die US-Amerikaner wissen es schon lange, seit Wochen nun geistert es auch durch die deutschen Medien: HipHop macht gewalttätig. In der Tat scheinen einige Beispiele darauf hinzuweisen. So tourt Dr. Dree nur noch mit Polizeipiepser am Schienbein und Bewährungshelfer an seiner Seite. Er konnte es nicht lassen, wiederholt Leuten seine Ablehnung spüren zu lassen, indem er sie krankenhausreif schlug. Einer Fernsehmoderatorin, die die falschen Fragen stellte, brach er den Arm, bei jemand anderem mußte der Kiefer dran glauben.
Indianer-Guerrilla contra mexikanische Armee
Erben Zapatas
Sichtlich geschockt hat die mexikanische Regierung auf die Aktionen der neuen Indianer-Guerrilla im mexikanischen Süden reagiert. Dabei ist ihr Auftauchen eigentlich nicht sonderlich überraschend. Die über zwölf Millionen Mexikaner indianischer Abstammung sind Bürger zweiter Klasse in ihrem eigenen Land. Ihre Forderungen wurden bisher nie gehört, ihre Lebensweise wurde stets mißachtet.
Im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas haben bewaffnete Aktionen indianischer Guerilleros 65 Tote gefordert/Ärmste Region stark politisiert
BlutigeSpur „revoltierender Kleinbauern“
Die zum Großteil deutschenAlternativtouristen in San Cristobal de las Casas staunten nicht schlecht, als am 1. Januar bewaffnete indianische Verbände die Stadt besetzten. Die indianischen Guerilleros, die sich als Angehörige des „Zapatistischen Nationalen Befreiungsheeres“ (EZLN) bezeichnen, drangen am Neujahrsmorgen in die in der mexikanischen Grenzregion zu Guatemala, Chiapas, gelegene Stadt ein, brannten den Justizpalast nieder, verwüsteten das Rathaus und verteilten Waren aus Supermärkten und Apotheken an die Bevölkerung.
Entscheidend ist, ob jemand aktiv wird
Im ND-Interview äußert sich Andrew Walde beim DGB zuständig für den Ost-Nachwuchs über Struktur und Marschrichtung der Gewerkschaftsjugend
Gewerkschaften? Das ist doch nix für Jugendliche. Oder etwa doch? Zumindest gibt es beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) extra Strukturen für den Nachwuchs. Andrew Walde, 33 Jahre alt, ist Leiter des Referats "Neue Länder Abteilung Jugend" beim DGB-Bundesvorstand. Mit ihm sprach unser Mitarbeiter Dario Azzellini.
Wieviele Mitglieder hat denn die DGB-Jugend?
Abdullah Öcalan
Der Onkel
Die regierungstreue türkische Presse hat ihn soeben für tot erklärt, und das nicht zum ersten Mal. Abdullah Öcalan, Vorsitzender der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), ist seit vielen Jahren Ankaras Staatsfeind Nr. 1. Denn in Kurdistan unterstützt fast jeder, der nicht gerade für die türkische Polizei oder das Militär arbeitet, die PKK.
Ein Ende der Gewalt ist auf Haiti nicht abzusehen
Staatsterror
Bewaffnete Zivilisten, unterstützt von Sicherheitskräften, stürmten in Port-au-Prince eine Armensiedlung, brannten 200 Hütten nieder und ermordeten vier Personen. Das Viertel galt als Bastion der Anhänger des 1991 weggeputschten Aristide.
Ohne Frage nach Ursachen und Folgen wird Statistik zynisches Zahlenspiel
Und wieder Kriege, Krisen und Konflikte
Nachdem wir bereits erfahren haben, wer Fußballer des Jahres ist, und in welchem Land der meiste Alkohol konsumiert wird, informierte uns ein Heidelberger Institut nun über die weltweit bestehenden "nationalen und internationalen" Konflikte. 119 sollen es im zu Ende gehenden Jahr gewesen sein. Die Zahl der "Krisen, Kriege und Konflikte" habe sich erhöht, obwohl 17 Konflikte im Laufe des Jahres beendet worden seien. Bei genauerer Aufschlüsselung sind es dann 23 Kriege, sechs mehr als im vergangenen Jahr.
Vor Ort: Straßenkinder in Nicaragua organisieren sich in Selbsthilfegruppen
Zehntausende allein in Managua ohne Bleibe
„El Gato", die Katze, wird er wegen seiner Augen genannt. Der Zwölfjährige, eines von Managuas Straßenkindern, steht tagsüber an einer Ampel vor der "Rotonda de Belo Horizonte", einem Kreisverkehr mit einem Brunnen in der Mitte. Hier putzt er Autoscheiben in der Trockenzeit im Staub, zur Regenzeit im Schlamm.
Zentrum für Folteropfer
Das Behandlungszentrum für Folteropfer im Berliner Klinikum Westend existiert seit 1992. Es entstand nach einer dreijährigen Vorlaufphase im Gefolge einer Auseinandersetzung von Ärzten mit der Medizin im Nationalsozialismus. Das Zentrum im Stadtteil Charlottenburg finanziert sich aus öffentlichen Fördermitteln und privaten Spenden.
Halbherzige Vorschläge der UNO und der USA
Minen-Pause?
Schon lange strebt eine internationale Kampagne ein grundsätzliches Verbot der Herstellung, des Exports und der Anwendung von Landminen an. In der UNO liegt nun ein freilich stark abgeschwächter Vorschlag vor, der zumindest die Mitgliedsstaaten dazu aufzufordern soll, "auf den Export solcher Waffen zu verzichten".
Die Linke gewann zwar Italiens jüngste Wahlen, doch bis zu 45 Prozent votierten rechts
Die PDS ist auf dem Weg zur verwaisten Mitte
Es waren Kandidaten linker Bündnisse, die sich jüngst bei den Kommunalwahlen in Italiens größten Städten durchsetzten. Im Süden gewannen sie gegen die neofaschistische Soziale Bewegung (MSI), im Norden gegen die rechtspopulistische Lega . Die Linke jubelt, die Medien warnen seither vor der "Rechts-Links-Polarisierung". Doch wie links und wie stark sind Italiens Linke wirklich? Und wer sind die Rechten?
Eduardito
Eigentlich stand der Wahlsieg des Christdemokraten Eduardo Frei Ruiz-Tagle bereits seit Monaten fest. Die Umfragen unter der chilenischen Bevölkerung gaben ihm 60 Prozent der Stimmen. Populär ist der 51jährige nicht zuletzt wegen seines Namens. Eduardo Frei Montalva, sein Vater, war von 1964 bis 1970 als Präsident des Landes ein halbherziger Reformer.
"medico" veröffentlichte Buch zur Landminenkampagne
Junghans liefert nicht nur Uhren
In jüngster Zeit war mancher Bundesbürger erstaunt, wenn er sich plötzlich im Zentrum seiner Stadt einem Minenteppich gegenübersah einem simulierten versteht sich. Mit solchen Aktionen wollen Aktivisten der von medico international, Vietnam Veterans for Peace und vielen anderen Gruppen gestarteten internationalen Landminenkampagne auf eines der größten Übel unsrer Zeit aufmerksam machen. Kampagnenziel ist das Verbot von Herstellung, Export und Verwendung dieser heimtückischen Waffen.
Friedensnobelpreisträger OSCAR ARIAS aus KOSTARIKA über Korruption und Schulden
Gegen den Zynismus des „business is business“
Sie sind in der Anti-Korruptions-Organisation "Transparency International" aktiv. Was versprechen Sie sich davon?
Vorschlag der Weltbank: 100 Dollar gegen den Hunger
Zynisch
Gestern begann in Washington eine Welthunger-Konferenz der Weltbank. Ein Treppenwitz der besonderen Art: Die Institution, die den Hunger in der Welt maßgeblich mitproduziert hat, will ihn nun überwinden. Jeder Dritte auf der Erde lebt heute in Armut, eine Milliarde Menschen hungern.
Medien-Mogul
Da hat Italiens Medien-Mogul Silvio Berlusconi wieder einmal selbst für Schlagzeilen gesorgt: Der 57jährige sprach sich offen für den faschistischen Bürgermeisterkandidaten in Rom, Gianfranco Fini, aus. Der Besitzer der drei größten privaten Fernsehsender des Landes und des zweitgrößten Verlagsimperiums Europas (Mondadori) erklärte, daß die "Linke" aus gesundem Menschenverstand nicht wählbar sei und diffamierte den Antifaschismus als demagogischen Angstmacher.
Kältewelle erfaßt ganz Europa von Italien bis Dänemark Eis und Schnee: Sozial Schwache und Bewohner der Kriegsgebiete gehören zu den ersten Opfern
Wintereinbruch zeigt deutlich grausame Defizite...
Nicht nur Deutschland wurde von einem verfrühten und besonders harten Wintereinbruch überrascht. Ganz Europa, bis auf Spanien, ist davon betroffen. Von Frankreich bis Rußland erfrieren Obdachlose, und überall messen meteorologische Institute neue Minusrekorde. Alle reden von einer "Katastrophe", doch eigentlich kommt der Winter ja jedes Jahr zugegebenermaßen ist er mal härter, mal milder, kommt er mal früher, mal später. Zur "Katastrophe" haben ihn die Menschen gemacht. Wenn in Europa Obdachlose erfrieren, ist dies ein Zeichen falscher Wohnungspolitik bzw.
Interview mit Prof. Horst-Jürgen Schwartz, engagiert in der Kampagne "Milch für Kubas Kinder":
Tierhaltung künftig mit eigenen Ressourcen
Prof. Horst-Jürgen Schwartz, Professor für Agrarwissenschaften an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, betreut ein "Pilotprojekt zur Verbesserung der weideunabhängigen Milchproduktion in der Provinz Havanna". Dieses Unternehmen, das im Rahmen der Kampagne "Milch für Kubas Kinder" von "Cuba Sí" initiiert wurde, soll über die dringend notwendige Soforthilfe hinausweisen und Perspektiven für die von der USA-Blockade schwer getroffene kubanische Landwirtschaft aufzeigen helfen. Um das Projekt zu begleiten, fährt Prof. Schwartz drei- bis viermal im Jahr auf die Karibikinsel.
Antifa kriminalisiert
Der Fall des Todes des Nazi-Funktionärs Kaindl wurde jetzt von der Polizei neu aufgerollt. Bei mindestens sieben überfallartigen Durchsuchungsaktionen bei Personen vorwiegend türkischer Nationalität wurden in der letzten Woche zwei Männer und eine Frau festgenommen.
Saubermann
Leoluca Orlando, Begründer der Anti-Mafia-Partei Rete (Netz), wurde mit über 70 Prozent der Stimmen zum neuen Oberbürgermeister von Palermo gewählt. Diesen Posten bekleidete er bereits von 1985 bis 1991 damals für die Christdemokraten. Der heute 48jährige machte sich seinerzeit daran, den mafiösen Filz in Siziliens Metropole zu beseitigen, feuerte sogar die "sozialistische" PSI aus der Stadtregierung und teilte sich die Macht mit den Kommunisten.
Linke und Rechte gewinnen Italiens Wahlen
Der Bankrott der Mitte
Die Linke im weitesten Sinne, bestehend aus den KP-Nachfolgern der sozialdemokratischen PDS und der Kommunistischen Neugründung , den Linkskatholiken der "Rete" und den Grünen, gehört zu den Siegern der Bürgermeisterwahlen in sechs Großstädten Italiens. Gewonnen hat jedoch auch die extreme Rechte, im Norden die rechtspopulistische Lega, im Süden die faschistische MSI, die eher publikumswirksame als linientreue Kandidaten aufstellte. Die Christdemokraten der DC, ehemalige "Besitzer" Italiens, sind ebenso wie Craxis PSI nahezu in die Bedeutungslosigkeit verfallen
NAFTA verabschiedet - Unternehmer glücklich
Pyrrhussieg?
Bill Clinton hat gesiegt, auch gegen seine Demokraten, die mehrheitlich gegen das NAFTA-Abkommen votierten. Und die Folgen des Freihandelsabkommens für die "Verbraucher", wie die 360 Millionen Einwohner der betroffenen Länder USA, Kanada und Mexiko genannt werden? Die Befürworter vertraten die Position der multinationalen Konzerne. Der Multimilliardär Ross Perot, Sprachrohr der NAFTA-Gegner in den USA, agitierte hingegen mit einem populistischen "Amerika zuerst"-Diskurs, der den Kreisen des protektionistischen US-Kapitals und den Ängsten der "kleinen Leute" entsprach.
Spätes Urteil
Sieben Jahre soll der Ex-Chef der berüchtigten ehemaligen chilenischen Geheimpolizei DINA, General Manuel Contreras, nun selbst ins Gefängnis. Ein Gericht in Santiago erklärte den engen Mitarbeiter von Ex-Diktator Pinochet schuldig an der Ermordung Orlando Leteliers, Außenminister unter Allende. Auch sein einstiger Stellvertreter Pedro Espinoza wurde für die Beteiligung an der Tat zu sechs Jahren Haft verurteilt.
Nicaragua: Die FSLN als Sozialkorrektiv des Staates oder Fundamental-Opposition? Die Basis ist in Aufruhr
Die Sandinisten am Scheideweg
Am letzten Wochenende demonstrierten in Nicaraguas Hauptstadt Managua Tausende Menschen gegen die geplante Privatisierung der Wasser- und Stromversorgung sowie des Fernmeldewesens. Die Kette der Proteste in dem Land reißt nicht. ab. Es steckt in seiner wahrscheinlich tiefsten wirtschaftlichen und sozialen Krise. Die Situation zunehmender Massenverelendung, über 60 Prozent Arbeitslosigkeit, militärische Auseinandersetzungen mit bewaffneten Verbänden, Streiks und Geiselnahmen stellen auch die Sandinistische Befreiungsfront (FSLN) vor eine schwierige Situation.